Gedanken zu Parasitenbehandlung, Medikamenten(un)verträglichkeiten, alternativen Behandlungsmöglichkeiten und der Diagnose der felinen Ataxie


Wo fang ich am besten an … beim elenden Parasitenpack und deren Bekämpfung vielleicht...

Das Spot-Ons grundsätzlich keine gesunde Angelegenheit sind, ist vermutlich vielen kritischen und aufgeklärten Katzenbesitzern inzwischen klar. Die Präparate in den Applikatoren enthalten Chemikalien und Nervengifte wie z.B.

  • Imidacloprid - systemisches Insektizid aus der Gruppe der Neonicotinoide
  • Fipronil/Fiprolinum - Biozid und „systemisches Pflanzenschutzmittel“
  • Permethrin - Insektizid und Akarizid aus der Gruppe der Pyrethroide
  • Methopren – Wirkstoff aus der Gruppe der Juvenilhormon-Analoge, welches die Entwicklung unreifer Stadien von Insekten hemmt
  • Pyroproxifen – Insektizid, verhindert die Weiterentwicklung der Larve zum adulten Tier und damit die Fortpflanzung

Wenn man sich die Beipackzettel dieser Mittel anschaut, dann liest man diverse ernste Warnhinweise, bei denen sich mir persönlich ehrlich gesagt die Nackenhaare aufstellen –

  • Hautreaktionen/Hautirritationen wie Schuppenbildung, lokaler Haarausfall, Juckreiz
  • vermehrter Speichelfluss
  • vorübergehende neurologische Auffälligkeiten wie Depression, Überempfindlichkeit und andere nervöse Symptome
  • darf nicht in die Hände von Kindern gelangen
  • während der Anwendung nicht rauchen, trinken oder essen.
  • Nach der Anwendung Hände waschen. Der Kontakt der Finger mit dem Inhalt des Applikators ist zu vermeiden.
  • Das Tierarzneimittel kann leichte Reizungen der Bindehaut und des Auges verursachen.
  • Behandelte Tiere sollten nicht berührt werden und Kinder sollten nicht mit den behandelten Tieren spielen, bis die Applikationsstelle trocken ist.
  • Frisch behandelte Tiere sollten nicht bei ihren Besitzern schlafen, insbesondere nicht bei Kindern.
  • vorübergehenden neurologischen Erscheinungen wie Ataxie, Orientierungslosigkeit, Apathie und Pupillenerweiterung.
  • Erbrechen, Durchfall, Zittern, Krämpfe und Atemprobleme

All das hält aber leider viele Katzenbesitzer immer noch nicht davon ab, ihren Tieren, zum Teil sogar noch im Kitten Alter (!), dieses elende Zeug auf die Haut zu träufeln und das oft auch noch regelmäßig und prophylaktisch.

Was bedeutet das nun für Ataxisten?


Ataxisten leben ja häufig in reiner Wohnungshaltung oder erhalten meist nur gesicherten Freigang in Form von vernetzten Balkonen oder einer umzäunten Terrasse. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich Wackler in dieser Umgebung Flöhe oder Zecken einhandeln, ist daher schon eher gering.

Sobald es aber auch Hunde im Haushalt gibt oder Freigänger Katzen oder der Katzenbesitzer vielleicht im Tierschutz tätig ist und im Freien Streunerkatzen füttert, steigen leider die Chancen auf einen Parasitenbefall rapide. Denn da kann natürlich das eine oder andere auch auf diesem Weg eingeschleppt werden. (In dem Bereich haben wir leider praktische Erfahrungswerte gesammelt, ist also nicht so unwahrscheinlich wie man denkt).

Was also tun, wenn sich die Wackler doch irgendwo Flöhe eingefangen haben?

Spot-On drauf und gut isses? In unserem Haushalt definitiv nicht!
 

Wackelkatzen reagieren oft sehr viel empfindlicher auf Medikamente und medizinische Präparate. Ursache dafür sind vermutlich die ohnehin schon vorhandenen neurologischen Störungen. Meine drei Wackler wurden ja einige Monate nach ihrem Einzug bei mir von elendem Flohgesindel heimgesucht und bekamen dann Spot-Ons verabreicht. Die damals behandelnde Tierärztin hatte ich im Vorfeld auf die Empfindlichkeit des Trios aufmerksam gemacht – sie hatte daraufhin nach eigener Aussage schon auf die üblichen bekannten Mittel verzichtet und sich für ein „schonenderes“ (sofern man bei so was von „schonender“ sprechen kann) Präparat entschieden.

Trotzdem war die Reaktion meiner Wackler ziemlich drastisch – sie verfielen nämlich in eine fast drei Tage dauernde Apathie! 3 Tage kaum gefressen, kaum Reaktion auf Ansprache und alle drei verkrochen sich in die letzte Ecke (Höhle). Drei Tage, in denen meine Tiere regelrecht vor sich hin vegetierten – ein Zustand der mich damals als Anfängerdosi in Angst und Schrecken versetzte. Und geholfen hat das Zeug nicht im geringsten… das Flohpack erfreute sich nach wie vor bester Gesundheit und turnte weiter munter auf meinen Wacklern herum!

Wir sind die Flohproblematik daraufhin mit Medikamenten in Tablettenform angegangen – diese wirkten schnell und waren glücklicherweise ohne jegliche Nebenwirkungen. Danach habe ich aber erst mal intensiv recherchiert, damit ich für den Fall der Fälle eine entsprechende Medikation beschaffen kann, ohne lange herumsuchen zu müssen.

Natürlich enthalten auch Anti-Flohmittel in Tablettenform Inhaltsstoffe, die nicht gesund für die Tiere sind, daher vermeide ich es, meine Wackler prophylaktisch mit solchen Medikamenten zu behandeln. Behandelt wird bei uns grundsätzlich nur dann, wenn etwas vorliegt, was behandelt werden muss.

D.h. statt regelmäßig Entwurmungsmittel zu geben, lasse ich 2 -3 x im Jahr eine Sammelkotprobe auf Parasitenbefall (z.B. Würmer) untersuchen – wenn die ohne Befund ist, dann gibt es auch keine Entwurmung… wogegen auch!?

Andere Erkrankungen...

Ich recherchiere - je nach Erkrankung und Gesundheitszustand - meist auch nach homöopathischen oder TCM Alternativen – mit denen ich bei meinen Wacklern schon sehr gute Erfahrungen gemacht habe.

Natürlich sind solche Mittel nicht für alle Erkrankungen anwendbar - als Julchen an einem Sonntag eine Blasenentzündung bekam, bin ich ohne zu Zögern zur Notfallsprechstunde in der regionalen Tierklinik gefahren um sie dort behandel zu lassen. Aber Schröders Analdrüsenprobleme z.B. haben wir mit einer Kombi aus TCM und Globuli hervorragend in den Griff bekommen und ersparen ihm damit regelmäßige (und sehr schmerzhafte!) Termine bei unserer TÄ zum Ausdrücken der Drüsen!

Julchen bekommt gegen Ihre Arthrose Schmerzen in den Hinterläufen ebenfalls ein TCM Präparat sowie ein Nahrungsergänzungsmittel auf der Basis von Glucosaminsulfat, Chondroitinsulfat, Vitamin C und MSM (Methylsulfonylmethan). In diesem Fall erspare ich ihr aktuell noch die nierenschädigende Schmerzmittel – die ggfs. zu einem späteren Zeitpunkt noch benötigt werden, wenn TCM und Homöopathie nicht mehr ausreichen…

Aktuell funktioniert die Kombi TCM und Nahrungsergänzung jedenfalls gut und ohne jegliche Nebenwirkungen. Falls Julchen aber doch mal einen Tag hat, an dem die Schmerzen zu stark werden, dann kann sie kurzfristig auch mal ein herkömmliches Schmerzmittel erhalten, ohne dass wir daraus eine Dauermedikation machen müssen.

Denn die Konsequenz daraus: keine Schmerzen, aber dafür kaputte Nieren/CNI - ist für mich nicht unbedingt erstrebenswert!

Fazit aus meinen eigene, bisherigen Erfahrungen -

  • Behandlungen bei Ataxisten nie prophylaktisch durchführen, sondern nur dann, wenn es notwendig ist (z.B. Parasitenbehandlung und Entwurmungen)
  • Tierärzte *immer* darauf hinweisen, dass Ataxisten nicht alle Medikamente vertragen bzw. evtl. sehr viel stärker und mit heftigeren Nebenwirkungen darauf reagieren
  • Medikamente, die ohnehin für starke Nebenwirkungen bekannt, sind möglichst ganz meiden
  • Alternative, schonendere Präparate und Behandlungsmöglichkeiten suchen, ggfs. TCM/Homöopathie ausprobieren.
  • Einige TA haben in diesen Bereichen inzwischen Zusatzausbildungen - wenn es passt, am besten gleich eine/n TA/TÄ suchen, die Homöopathie mit anbietet.

Und noch ein paar Worte zur Diagnose der felinen Ataxie -

Es gibt leider kaum Tierärzte, die wirklich Ahnung von Ataxisten haben. Sie kennen zwar das Krankheitsbild und die Symptomatik auf dem Papier, die wenigsten aber haben praktische Erfahrungen bei der Behandlung von Wacklern.

Die erste Frage lautet entsprechend meistens – wie ist die Ataxie denn diagnostiziert worden!?

Natürlich kann ich eine Wackelkatze verschiedenen Untersuchungen unterziehen, um ggfs. die Ursachen der Ataxie sowie den genauen Grad der Beeinträchtigung festzustellen….

  • EEG (Gehirnstrommessung)
  • EMG (Muskelstrommessung)
  • Röntgen, Ultraschall
  • CT (Computertomographie)
  • MRT (Magnetresonanztomographie)
  • Untersuchung auf Krankheitserreger
  • Blut- und Urintests
  • und, und, und ….

Wenn man die Herkunft der Wackler kennt, weiß man aber unter Umständen auch, ob die Mutterkatze während der Trächtigkeit krank war oder ob es bei den Kitten Vergiftungen, Mangelversorgung oder physische Ursachen (Misshandlungen, Unfälle...) für die Schädigung des Zentralen Nervensystems vorlagen.

Als Wackelkatzendosi sollte ich mich aber auf jeden Fall ausführlich mit der Frage auseinander setzen, ob ich wirklich genau wissen muss, was die Ataxie meiner Wackelkatze ausgelöst hat....

Bringt es mich irgendwie weiter, wenn ich weiß, welche Ursache die Ataxie hat?
Ändert eine Diagnose den Ataxiegrad meines Wacklers bzw. verbessert sich die Ataxie dadurch?
Muss ich mein Tier unbedingt irgendwelchen unangenehmen oder sogar schmerzhaften Untersuchungen unterziehen, nur weil ein Diagnoseverfahren zur Verfügung steht?
Muss ich meinen Ataxisten therapieren, nur weil ein TA meint, man könne da ja mal etwas probieren?

 

Letztendlich kann eine Ataxie anhand der meist recht deutlich ausgeprägten Symptomatik festgestellt werden – und da bekannt ist, das die Störungen des ZNS meist ohnehin irreversibel sind, stellt sich doch die Frage, wem diese ganzen Untersuchungen etwas nützen – außer dem Geldbeutel des Tierarztes….!??

 

Meine persönliche Meinung ist - nicht jede Untersuchung, die durchgeführt werden kann, ist auch sinnvoll und zielführend! Deshalb habe ich auf jegliche weiterführende Untersuchungen meiner Ataxisten kpl. verzichtet und ihnen damit einen Tierarzt- und Untersuchungsmarathon erspart.